André Sebastiani ist im Personalrat der Schulen in Bremen aktiv. Er hat die Erstellung der Bremer Dienstvereinbarung für den Einsatz der Lernplattform von Personalratsseite aus begleitet. Im Interview erklärt er, worum es hierbei genau geht und warum diese Dienstvereinbarung auch schon von anderen Bundesländern als Vorlage heiß begehrt ist.
Auf dem itslearning Nutzertreffen 2015 in Bremen (5. und 6.11. 2015) ist Herr Sebastiani einer von vielen ExpertInnen, die über die zu schaffenden rechtlichen Rahmenbedingungen beim Lernplattformeinsatz diskutieren werden.
Herr Sebastiani, worum genau geht es in der Dienstvereinbarung genau und warum ist diese wichtig?
Eine Lernplattform wie „itslearning“ ist ja ein mächtiges Werkzeug, dass auf sehr vielfältige Weise eingesetzt werden kann. Nicht alles was technisch möglich ist, ist auch wünschenswert und an einigen Stellen haben Schulleiter, Schulbehörde und Beschäftigte unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Rahmenbedingungen eingehalten werden sollten. Hier kommt die Dienstvereinbarung ins Spiel.
Eine Dienstvereinbarung ist ein verbindlicher Vertrag zwischen einer Dienststellenleitung und den Personalvertretungen. Mit unserer Dienstvereinbarung haben wir den rechtlichen Rahmen gesteckt, innerhalb dessen „itslearning“ eingesetzt werden kann und darf und zahlreiche Fragen beantwortet, die sich im Zusammenhang mit einem so umfangreichen Werkzeug stellen.
Dazu zählt auch die Frage, was mit den anfallenden persönlichen Daten passiert. Sie wird durch das Datenschutzkonzept im Anhang der DV geregelt, das einen verantwortlichen und rechtskonformen Umgang mit persönlichen Daten sicherstellt. Ganz wichtig war uns aus KollegInnensicht auch, dass kein „Big Brother“ installiert wird und es z.B. Schulleitungen ermöglicht wird zu schauen, welcher Kollege und welche Kollegin wann, wie lange in „itslearning“ online war und was genau dort gemacht wurde. Dadurch, dass eine große Zahl von Kollegen und Kolleginnen und Schülerinnen und Schülern in ganz Bremen mit „itslearning“ arbeiten sollen, war auch das Thema Barrierefreiheit von besonderer Bedeutung.
Wer war alles an der Erstellung dieser Vereinbarung beteiligt und welche Teile davon waren besonders einfach zu klären und welche waren komplex?
Man merkt wahrscheinlich schon, dass die Dienstvereinbarung insgesamt sehr umfangreich und komplex ist. Beteiligt waren der Personalrat der Schulen, die Frauenbeauftragten der Schulen und die Schwerbehindertenvertretung der Schulen, sowie Vertreter der Schulbehörde und der Datenschutzbeauftragte für den Bereich Schulen. Auch ein Vertreter des Zentralen Elternbeirats war beteiligt.
Wir waren sicherlich nicht in allen Punkten einer Meinung, konnten uns aber in aller Regel schnell auf eine Linie einigen. Insgesamt hat sich das Verfahren hingezogen, weil am Anfang der Verhandlungen nicht ganz klar war, welche Bestandteile die Dienstvereinbarung haben würde. So wurden das Datenschutz- und das Rollenkonzept erst mit aufgenommen, als sich die Verhandlungen dem Ende näherten.
Als die Vereinbarung im Prinzip fertig war, stand noch ein Gutachten über die Barrierefreiheit aus, sodass sich die Unterzeichnung nochmals verzögerte.
Welche Tipps können Sie anderen Schulträgern von vornherein für die Erstellung einer solchen Vereinbarung mit auf den Weg geben? Was wäre noch zu verbessern?
Es wird sich jetzt zeigen, ob wir in unserer Dienstvereinbarung an alle relevanten Punkte gedacht haben. Deshalb wird eine Evaluation nach zwei Jahren festgeschrieben. Die Dienstvereinbarung könnte je nach dem Ergebnis der Evaluation angepasst werden. Derzeit sehen wir keinen Verbesserungsbedarf.
Schulträger, die überlegen „itslearning“ anzuschaffen, kann ich raten, sich früh im Verfahren mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen und möglichst einvernehmlich ein transparentes Verfahren festzulegen. Einen großen Vorteil haben alle, die nach uns eine Dienstvereinbarung zu „itslearning“ erarbeiten: sie können unsere Dienstvereinbarung als Vorlage nutzen und an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen.
Auf dem itslearning Nutzertreffen wird es auch eine Podiumsdiskussion zu dem Thema und die Möglichkeit zum Austausch dazu geben. Darauf freue ich mich besonders!